Donnerstag, 13. April 2017

Der Zweckbegriff.


annalechner
 
1. 

Wenn ich einen Zweckbegriff entwerfe, bin ich frei und selbstbestimmend: Soll ich ferner das tun oder das? Hier wird //217// meine Kraft an alle diese möglichen Fälle gehalten, die mir einfallen. Aber woher weiß man, dass man eine selbstbestimmende Kraft hat! Dies liegt in uns, in dem eignen freien Denken; wir kommen uns hier schon vor als bloßes Noumen. 

Jetzt sagen wir: Das will ich, nun ist jenes Schweben aufgehoben, unser Denken ist auf einen einzigen Punkt geworfen; dieser kommt wieder aus einem freien Denken her pp. Ich als Noumen erscheine mir doppelt: 1) überhaupt als so vorausgersetzt, dass ich diese Bestimmung halte an das Mannigfaltige der Wahl: 2) als ein empirisches Bewusstsein, gemacht, hervorgebracht, bestimmt.
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Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 216
f.  
 


Nota. - Es ist das erste Mal, dass F. den 'Zweckbegriff' genauer bestimmt: Er ist nicht die unentfaltete Vor- oder Frühform des Sachbegriffs, sondern er ist ein Akt, der Akt der Wahl aus allen Handlungsmöglichkeiten, "die mir einfallen". (Reell: Ich stelle mir wirklich vor, all diese Möglichkeiten seien bereits 'da' gewesen, bevor ich 'auf sie gekommen' bin. Insoweit ist der Zweckbegriff allerrdings der Vorläufer der Sachbegriffe: Sie kommen uns alle wie vorgefunden vor; das ist der Ursprung des dogmatischen Denkens und des dialektischen Scheins.)
JE







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