Donnerstag, 15. Dezember 2016

...in welchen Zirkel wir uns verwickelt haben.


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// 138// Wie ist das Bewusstsein möglich? ist unsere Hauptfrage. Alles Bewusstsein ist unmittelbar Bewusstsein unseres Handelns, und alles unmittelbare Bewusstsein ist Bedingung dieses Handelns. Dies ist die vorläufige Antwort, die wir bisher gegeben, aber noch nicht bestimmt haben. Das bisher Gesagte ist bloß Vorbereitung gewesen. 

Durch unsere bisherige Untersuchung haben wir gefunden: Bewusstsein des Handelns ist nur unter Bedingung der Freiheit möglich, dies unter Bedingung des Zweckbegriffs, dieser nur unter Bedingung des Erkenntnisses vom Objekte, dieses aber nur unter Bedingung des Handelns. Also

1. der Umfang unserer Untersuchung, von der äußeren Grenze des gesamten Bewusstseins aus, hat sich mir verengert, wir sind dem Mittelpunkte nähergekommen; wir sehen jetzt ein, in welchen Zirkel wir uns verwickelt haben, und durch das Aufzeigen dieses Zirkels werden wir weiter kommen.

Handeln ist nur unter Bedingung des Erkenntnisses vom Objekte möglich, letzteres aber ist nur möglich unter Bedingung des Handelns. Von der Einsicht in diesen Zirkel hängt die Einsicht in den kritischen Idealismus ab.

Es ist also nichts erklärt: Die Schwierigkeit, die Schwierigkeit [sic] dieses Erklärens kann nur durch die synthe- tische Vereinigung beider behoben werden, und dadurch kommen wir auf den Punkt, aus dem sich das Be- wusstsein erklären lässt.

(Zum Vorteil der Methode wollen wir diesen Zirkel in einfacher Form aufstellen, ein Verfahren, das dem des Mathematikers ähnlich ist.)

Erkenntnis des Objekts bezieht sich auf ein Gefühl und wird gesetzt notwendig zufolge des Gefühls; statt Erkenntnis des Objekts können wird sonach Gefühl setzen. Zweckbegriff bezieht sich auf ein Handelns und wird hier betrachtet als Bedingung der Möglichkeit des Handelns; statt Zweckbegriff können wir also Handeln setzen, und unser Zirkel hieße: Kein Gefühl ohne Handeln, kein Handeln ohne Gefühl, und zwischen beiden ist eine notwendige Dependenz.
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Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 138



Nota. - Eine zirkuläre Definition ist ohne Inhalt. Sie ist eine Tautologie. A = A sagt gar nichts. Ein Inhalt ent- steht, wo zwei prima facie Ungleiche einander gleichgesetzt werden - oder ein Identisches in Zweie unter- schieden wird. Hier wird es nötig sein, zwei Identische in zwei Ungleiche zu scheiden - um sie hernach wieder zu vereinigen...
JE


 

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