Montag, 5. Dezember 2016

Im Begriff der Kraft geht die intelligible in die sinnliche Welt über.



Die sinnliche Kraft in Beziehung auf unser Denken ist zuvörderst ein Begriff, der aber nicht entsteht durch Anschauung eines Objekts, sondern durch das Denken des Mannigfaltigen in einer gewissen Verbindung. Kraft ist daher ein synthetischer Begriff, sie wird nicht angeschaut, sondern gedacht. Wenn ich das Mannigfaltige des Gefühls, das zufolge des Wollens entstehen sollte, zusammenfasse, so bekomme ich den Begriff von Kraft. 

Er ist kein bloß sinnlicher und kein bloß intelligibler Begriff, sondern beides zum Teil. Der Stoff, die Willensbe- stimmung ist intelligibel, die Form aber, in welche meine Willensbestimmung fällt, die Zeit, ist sinnlich. Er ist die Brücke zwischen der intelligiblen und sinnlichen Welt, das, wodurch das Ich aus sich heraus und zu einer Sinnenwelt übergeht. 

Durch ihn stellt sich das Ich als Objekt vor sich selbst hin und knüpft sein Bewusstsein an eine objektive Welt. So werde ich mir zu einem Objekte, zu einem Gegenstande der Wahrnehmung, und an dies Objektive knüpft sich mir eine Sinnenwelt an, von da geht alle Ansicht der Welt aus. Darin lag der Fehler aller bisherigen Philoso- phen, dass man diese Erkenntnis als übersinnlich ansah - da doch unser Bewusstsein von der Wirklichkeit an- hebt.
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Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 131
 
 
 
 
 
 

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