Dienstag, 27. Dezember 2016

Alles empirische Denken geht aus von der Wahrnehmung der Veränderung meines Zustands.


peter-frodermann

7. Das Sollen oder das bestimmte reine Wollen ist nach Obigem selbst etwas Objektives. Das Bewusstsein als etwas Fließendes hebt nur an mit dem Gefühle der Veränderung in unserem Zustande; die Veränderung wird aber auf das Wollende bezogen, welches gleichsam als schon bekannt vorausgesetzt wird, da es schlechthin da ist.

Das Mannigfaltige des Gefühls ist eins, inwiefern unsere eigene Selbstbestimmung in dem [sic] Mannigfaltigen hineingesetzt wird. Wir haben hier zwei Hälften,

α) die des Mannigfaltigen,
β) die unserer Selbstbestimmung; die letztere setzen wir in die erstere hinein, und so ist Selbstbewusstsein möglich.

//148// Das im vorigen Paragraphen Aufgestellte ist der Punkt des empirischen Denkens. Alles empirische Denken geht aus von der Wahrnehmung der Veränderung des Zustandes, aber es wird nur wahrgenommen, in wiefern die Veränderung verknüpft wird mit dem Wollen. Ich verhalte mich dazu als das für das Denken Vor- ausgesetzte, und dieses Ich ist das Wollende und hat sonach den Charakter des Objektiven. Sonach entsteht das reine Wollen nicht durch das Denken, sondern jenes wird diesem schon vorausgesetzt.  

Wenn ich wirke, so bringe ich mich eigentlich aus einem Zustande des Gefühls in einen anderen, hier ist ein Übergehen durch meinen freinen Willen; so wenn ich mir einen freien Begriff entwerfe, z. B. wenn ich mir an die Stelle eines Objekts im Raume irgend ein anderes denke. Diese Veränderung soll geschehen sein durch meinen Willen zufolge eines Begriffs.
________________________________________________
Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 147f.





Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen