Dienstag, 11. Oktober 2016

Es ist kein Gefühl, wenn nicht mit Freiheit darauf reflektiert wird.


wikipedia

Es ist auch gesprochen worden von einem Gefühle. Seine [des praktischen Ichs] Beschränktheit wird mit Freiheit gesetzt, es wird auf sie reflektiert. Diese Beschränktheit ist das Gefühl. Denn wenn ein Ich beschränkt wird, so entsteht ein Gefühl, sonach hängt das Gefühl selbst mit ab von der Freiheit; es ist kein Gefühl, wenn nicht mit Freiheit darauf reflektiert wird. Ich muss dem Gefühle mich hingeben, sonst fühle ich nicht. Aus dem Gefühle folgt freilich alles von selbst, aber dass nur ein Gefühl entstehe, dazu gehört, dass das Ich sich gleichsam dem Gefühle entgegnsetzen müsse, wenn ein Gefühl und ein Resultat desselben für das Ich vorhanden sein soll.

Die ideale Tätigkeit, die dem Ich zugeschrieben wird, die mit dem Bewusstsein der Freiheit gesetzt wird, ist ein Begriff; sonach ist das, was wir bisher bloß als Anschauung charakterisiert haben, ein Begriff, die Anschauung. Der Charakter des Begriffs von der Anschauung wäre der: dass in der Anschauung das Ich gesetzt werde als gebunden, im Begriff aber als frei. Daher die Anschauung an sich nichts, oder, wie Kant sagt, //100// blind ist, der Begriff aber leer an sich, wenn sich das Ich nicht beschränkt findet durch die Anschauung.
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Wissenschaftslehre nova methodo,
 Hamburg 1982, S. 99f.
 



Nota. - Dass kein Gefühl da ist, wenn ich nicht mit Freiheit darauf reflektiere, muss er aber noch ein wenig erläutern! Wenn ich unterließe, mit Freiheit darauf zu reflektieren, bräuchte ich bei der Blinddarmoperation keine Betäubung; ich muss mich dem Gefühl hingeben, sonst fühle ich nicht? Der Fakir muss auf etwas ganz anderes reflektieren - sich 'ihm hingeben'? - als das Gefühl, um sich eine Nadel durch die Zunge stechen zu können. 

Es hilft mal nichts: Wo von Gefühlen die Rede ist, kann ich mir etwas anderes als ein grob Sinnliches nicht vorstellen.
JE 




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