Dienstag, 2. August 2016

Kein Objekt ist unmittelbar Gegenstand des Bewusstseins, sondern nur das Machen.


Winslow Homer, Fishing

Aber ein solches ideales Subjekt-Objekt erklärt wieder nichts, es muss noch etwas hinzukommen, welches in Beziehung auf dieses Subjekt bloß Objekt sei, dessen ich mir bewusst bin. Woher soll dies kommen? Der Dogmatiker sagt: Das Objekt wird gegeben, oder, wenn er den Kritizismus mit dem Dogmatismus verbinden will, so sagt er, der Stoff wird gegeben, aber dies erklärt nichts, es ist bloß ein leeres Wort anstatt des Begriffs.

Der Idealist sagt: Das Objekt wird gemacht. Diese Antwort aber, so aufgestellt, löst auch nichts. Denn wenn auch das Objekt Produkt des Ich als realtätiges Wesen ist, so ist das Ich, inwiefern es real tätiges Wesen ist, kein ideales; dies Produkt, das das wirkende Ich hervorbrächte, wäre dem Vorstellenden gegeben, und wir wären wieder bei dem Vorigen. –

Die Frage kann nur so beantwortet werden: Das Anschauende und das Machende sind unmittelbar eins und dasselbe. Das Anschauende sieht seinem Machen zu. Es ist kein Objekt als Objekt unmittelbar Gegenstand des Bewusstseins, sondern nur das Machen, die Freiheit. Der Satz: Das Ich setzt sich selbst, hat zwei unzertrennli-che Bedeutungen, eine ideale und eine reale, welche beide in dem Ich schlechthin vereinigt sind. Kein ideales Setzen ohne reales Selbstanfangen, und umgekehrt. Kein Selbstanschauen ohne Freiheit et vice versa. – Ohne  Selbstanschauung auch kein Bewusstsein.
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Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 50


Nota. - Unmittelbar ist im Bewusstsein nur das Machen: durch Anschauung; doch ohne Begriff ist es blind; dumpf, sagt F. an gegebener Stelle; unbestimmt. Erst in der Verdoppelung durch die 'ideale Tätigkeit' wird es zu diesem bestimmt und erwächst ihm das Objekt. (Doch nie vergessen: Es ist kein Nacheinander in der Zeit ge-meint, sondern ein aktuales Bedingungsverhältnis.)
JE







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