Mittwoch, 24. Februar 2016

Im realen Bewusstsein sind Denken des Zwecks und Denken des Gegenstands dasselbe.


In der Aufforderung soll ich mich finden, so gewiss ich aufgefordert bin; aber unter welcher Gestalt finde ich mich?

In dem beschriebenen synthetischen Denken finde ich mich denkend einen Zweck, denkend einen durchs Denken desselben bewirktes Objekt, beides in demselben Momente, oder richtiger, in keinem Momente, außer aller Zeit. Wir haben also zwei äußere Glieder, in deren Mitte das synthetische Denken liegt und das Innere derselben ausmacht. Es wird sich finden, dass jedes von beiden wieder an ein Äußeres geknüpft wird und wir ein Fünffaches erhalten im Bewusstsein, also einen synthetischen Periodum, der immer fünffach ist. Wir haben hier den Vorteil von den Inneren heraus, nicht wie in der gedruckten Wissenschaftslehre von außen hinein [sic].

In dieser Synthesis liegt alles Denken darin, denn alles ist ein bestimmtes Selbstbewusstsein. Jedes synthetische Denken ist auch Analyse, wodurch es in die Zeit verstreut wird, und durch die Beziehung dieser Verhältnisse erhalte ich ein mannigfaltiges Denken, und nur dadurch auch ein Mannigfaltiges fürs Denken. Die gemeine Ansicht widerspricht zwar dieser Ansicht, weil man, um in der Zeit zu denken, schon in der Zeit sein müsse? Dies sagt aber ein Reflektierender; wenn er anders denken könnte, wären unsere Sätze unrichtig. Wir können doch aus der Form des Bewusstseins in der Erfahrung nicht herausgehen. 

Wir erhalten sonach eigentlich zwei Reihen neben einander.

1) Reihe des idealen Denkens, ausgehen vom Denken eines Zwecks.
2) des realen [Denkens], ausgehend vom Denken des Objekts unseres Willens.

Eine [sic] nicht ohne die andere, eins nur durch das andre möglich; aber hier im Philosophieren müssen wir sie einzeln denken.
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Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 188




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