Samstag, 24. Januar 2015

Die Zeit wird angeschaut als das Nacheinander von Gefühlen eines Tätigen .


Der Zustand meines Gefühls verändert sich, wenn ich eine Kausalität wahrnehme; es ist eine stete Fortbewegung von A zu B, in der kein Sprung, kein Hiatus ist. Wenn ich die ge-/samt Masse des Gefühls als ein Linie denke, so werde ich keine zwei zunächst liegenden Punkte finden, die ganz entgegengesetzt wären. Nehme ich aber Teile heraus, so sind diese im Ganzen immer entgegengesetzt. 

Z. B. der Zustand des Gefühls, dem zufolge ich annehmen muss, A sei roher Marmor, verändere sich so, dass ich sonach zufolge des Gefühls A als eine Bildsäule annehmen muss. Dies ist ziemlich unbegreiflich, allein es ist auch nicht Sache des Begreifens (des Denkens), sondern des Anschauens; und wurde nur durch die Einbildungskraft so, wie sich dies bei der Deduktion der Zeit ergeben wird. 

Der Fortgang soll stetig sein, weil sonst die Einheit des Bewusstseins aufgehoben würde, und sonach bliebe das Bewusstsein, weil Bewusstsein Einheit ist [sic]. Nun aber sind die Gefühle als solche entgegengesetzt und könnten im Fühlen in derselben Rücksicht nicht stattfinden. Wie soll nun dies Mannigfaltige in der Kausalität vereinigt werden? Schon oben wurde gesagt: Die Gefühle müssen auf ein in beiden Zuständen fortdauerndes Gefühlsvermögen bezogen werden; diese Antwort bekommen wir hier wieder und bestimmter als oben. Es liegt darin, wie wir unsere mannigfaltigen Vorstellungen in der Zeit in Eins fassen, und uns bei allem Wechsel der Empfindungen für dasselbe Empfindende halte. 

Das Mannighaltige soll aber nicht nur überhaupt im Bewusstsein vereinigt werden, sondern es soll auch als Wirkung einer einzigen ungeteilten Willensbestimmung gedacht werden, denn nur so wird Kuasalität des Willens gedacht.

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Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 128


Nota. - Noch immer ist von der eigenen Tätigkeit des Anschauenden selbst die Rede; sie ist es, die hier 'Kausalität hat'.
JE



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