Samstag, 15. Februar 2014

Das Ich kann seiner nur in seinen empirischen Bestimmungen bewusst werden.



Was das eigentlich geistige im Menschen, das reine Ich, – schlechthin an sich – isolirt – und ausser aller Beziehung auf etwas ausser demselben – seyn würde? – diese Frage ist unbeantwortlich – und genau genommen enthält sie einen Widerspruch mit sich selbst. Es ist zwar nicht wahr, dass / das reine Ich ein Product des Nicht-Ich – so nenne ich alles, was als ausser dem Ich befindlich gedacht, was von dem Ich unterschieden und ihm entgegengesetzt wird – dass das reine Ich, sage ich, ein Product des Nicht-Ich sey: – ein solcher Satz würde einen transcendentalen Materialismus ausdrücken, der völlig vernunftwidrig ist – aber es ist sicher wahr, und wird an seinem Orte streng erweisen werden, dass das Ich sich seiner selbst nie bewusst wird, noch bewusst werden kann, als in seinen empirischen Bestimmungen, und dass diese empirischen Bestimmungen nothwendig ein Etwas ausser dem Ich voraussetzen. Schon der Körper des Menschen den er seinen Körper nennt, ist etwas ausser dem Ich. Ausser dieser Verbindung wäre er auch nicht einmal ein Mensch, sondern etwas für uns schlechthin ungedenkbares; wenn man ein solches, das nicht einmal ein Gedankending ist, noch ein Etwas nennen kann....

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Einige Vorlesungen über die Bestimmung des Gelehrten, SW VI, S. 294f.

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